Das Schloss
gebaut von Reichsgraf
August Ferdinand von Pflugk
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Geschichte

Ein Rittergut mit Schloss und Park

Ein Rittergut mit Schloss und Park

Die Geschichte des Ortes, gelegen im wasserreichen Flachland der Röderaue, geht weit in die Jahrhunderte zurück. Ein bedeutendes geschichtliches Momentum war jedoch 1704, als der kursächsische Oberhofmarschall Reichsgraf August Ferdinand von Pflugk die Herrschaft Tiefenau erwarb. Die Adelsfamilie war in Sachsen, und so auch im nahen Frauenhain, bereits über mindestens drei Jahrhunderte ansässig. Bis 1710 ließ der Graf an besagter Stelle einen prunkvollen Herrschaftssitz errichten. Zur Zeit von August dem Starken und dem Dresdner Barock war es auch bei den Landgütern sehr schick, diesem Stil zu folgen. So entstand mit dem Pflugk’schen Herrschaftssitz Tiefenau eine der bedeutendsten barocken Schlossanlagen auf dem sächsischen Land. 

Das Schloss stand an der Nordseite der Anlage mit einem Hauptzugang zum Garten, dem heutigen Rosengarten. Der Hof, den man durch ein Torbogenhaus erreichte, war weiterhin umrandet von Wirtschaftsgebäuden. Auf dem Gelände befanden sich Schäferei, Brennerei, Schmiede, Pferdestall sowie ein Wirtschaftsgarten. Neben dem Hofgelände gab es zeitweise einen Brauhof, südlich des Schlosshofes befanden sich Arbeiterhäuser und gegenüber dem Hofeingang stand ein Gasthaus.

Konsequent barock

Das herrschaftliche Rittergut mit Schloss wurde mit dem Park, dem heutigen Rosengarten, als komplexes Ensemble und in einer Achse angelegt. Zur Zeit der Fertigstellung des Rittergutes begann in Dresden 1710 der Bau des Dresdner Zwingers. Die barocke Architektur des Landsitzes Tiefenau war der präsentablen Hofkultur nachempfunden, war doch der Graf von Pflugk Geheimrat und Innenminister von August dem Starken.

Die Anlage vereinte die Funktionalität eines Landgutes und die protzige Darstellung von Glanz und Überfluss, von welcher der Oberhofmarschall am Hof geprägt wurde. Das Schloss selbst war ein typisch in sich geschlossener Baukörper und hatte ein Mansardendach mit kleinen Schornsteinen und Oberfenstern. Das Schlossinnere zeigte eine entsprechend stilgerechte Architektur und Ausgestaltung. Kunstwerke und Familienportraits schmückten die Räume, Sandsteinfiguren die Treppen.

Eine Schlosskirche kommt dazu

Der Graf selbst starb 1712 im Alter von knapp 50 Jahren. Seine Witwe Elisabeth Friederike, geborene Gräfin von Stubenberg ließ in den folgenden Jahren den Bau des Landsitzes vollenden. Das wirtschaftliche Landgut wurde durch Pächter weiterführen. Zudem ließ die Gräfin nach dem Tode ihres Mannes außerhalb des Schlossgeländes, neben dem ehemaligen Brauhof, eine barocke Kapelle errichten. Der Aufbau dieser Schlosskirche erfolgte in den Jahren 1716 und 1717. Beteiligt waren dabei Baumeister des Dresdner Hofes. Die Schloss-Kirche konnte 1718 geweiht werden und besteht mit gleichfalls wechselvoller Geschichte nunmehr über 300 Jahre.

Von außen eher in einfacher Bauform gehalten, entfaltet sich innen eine bemerkenswerte barocke Pracht mit Ornamenten, Stuckdecke, Säulen, einer Empore und einer Loge für die Familie von Pflugk. Die Orgel links neben dem Altar stammt aus der Werkstatt Gottfried Silbermanns, wobei auch diese erst durch eine fachmännische Restauration seit 1997 wieder erklingt.

 

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Ein Hauch vom Zeithainer Lustlager

In der weitgefassten Region um Zeithain fand 1730 das sogenannte „Zeithainer Lustlager“ August des Starken statt. In diese spektakuläre Militärparade, mithin ein prunkvolles Barockfest, war auch das Schloss Tiefenau einbezogen. Auf dem Gelände logierte in einem herrschaftlichen Zeltlager der Thronfolger Friedrich August II.

Im nahen Streumen, das heute zur Gemeinde Wildenhain gehört, entstand seinerzeit ein Opernhaus, errichtet unter Leitung von Pöppelmann. Es war eigens für das Lustlager errichtet und unterhielt Offiziere und Gäste mit Lustspielen und Komödien.

Schloss Tiefenau im Dornröschenschlaf

Bis auf kurze Ausnahmen verblieb Tiefenau bis 1945 im Besitz der Familie von Pflugk. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der letzte Besitzer enteignet, vertrieben und die Anlage schwer in Mitleidenschaft gezogen. Es kam in der Nachkriegszeit zu Plünderungen und Zerstörungen. Das Schloss selbst wurde 1948 gesprengt. Bestimmte Gebäude des verbliebenen Hofes wurden noch verschiedentlich genutzt, verfiel aber immer mehr. Die Schlossanlage steht mit Nebengebäuden, Schloss-Kirche, Parkanlagen und weiteren Wirtschaftsgebäuden seit 1990 unter Denkmalschutz. Phasenweise als Objekt für Immobilienspekulationen missbraucht, blieb die Anlage sprichwörtlich in ihrem Dornröschenschlaf. Die neuere Geschichte von Schloss Tiefenau ist hoffnungsvoll und kommt nicht aus dem Reich der Märchen.

Wie es erweckt wird, darüber lesen Sie hier unter Historie des Premium Resorts.

1259
Bezeichnung Nova Aedifica (Burg)
1282
Bezeichnung Castrum (befestigter Ort, Schloss)
1555
Tiefenau wird als Wüstes Dorf und Vorwerk bezeichnet.
1592
Als erster seiner Familie ist ab 1592 Tham Pflugk als Besitzer belegt.
1611
Der Besitz wurde vom Nachfahren des Tham Pflugk, Hieronymus Pflugk, Hauptmann zu Quedlinburg, an Abraham von Einsiedel veräußert.
1619
Abraham von Einsiedel verkaufte das Anwesen bereits 1619 an Kurfürst Johann Georg I. (1585-1656)
1645
Die Investition des Kurfürsten konnte sich kaum amortisiert haben, da durch die Verwüstungen der schwedischen Truppen im Dreißigjährigen Krieg auch Tiefenau abbrannte.
In einem Bericht von 1645 mit Vorschlägen zur Wiedernutzbarmachung wird das Wohnhaus samt Vorwerk, Schäferei und weiterer Gebäude als bis auf den Grund ruiniert beschrieben.
1703
Auftraggeber für die Neuerrichtung des adligen Gutes Tiefenau war eine der hochrangigsten Personen am königlich-kursächsischen Hof.
Die Herrschaft erwarb der 1703 durch August den Starken (1670-1733) in den Rang des Oberhofmarschalls und Premierministers erhobene August Ferdinand von Pflugk.
1706
August Ferdinand von Pflugk nahm nach der Invasion der Schweden an der Schlacht bei Kalisch teil, von der er erst im Dezember des Jahres nach Dresden zurückkehrte.
1708
Bereits 1708 reiste er mit August dem Starken nach Flandern und war im Spanischen Erbfolgekrieg an der Belagerung der französischen Festung Lille beteiligt.
1709
Es ist anzunehmen, dass er sich nur zwischen seinen Militäreinsätzen direkt seinem Bauvorhaben widmen konnte, also 1704 bis 1705 bzw. 1707 und dann wieder ab 1709, als er sich aus gesundheitlichen Gründen auf seinen Besitz zurückzog.
In den letzten 3 Jahren vor seinem Ableben im Jahr 1712 war er sichtbar erkrankt und weilte mehr auf seinem Landgut als im Dienst.
1713
Das Gut selbst wurde nach dem Tod des August Ferdinand von Pflugk an Samuel Langereiten verpachtet. Dieser wohnte im Torhaus.
Der verwitweten Gräfin von Pflugk (1673 - 1733) blieb die Nutzung der "ganzen Lust-, Obst- und Küchen-Gärten zu Tiefenau mit sämtlichen darinnen gelegen Gebäuden, Canälen und zu den Fontänen und Grotten gehörigen Röhr- und Spring Wassern" reserviert.
1717
Als Alleinerbin des Besitzes erreichte Elisabeth Friederike, Gräfin von Pflugk, die bauliche Vollendung des Schlossgeländes.
1718
Bis 1733 bezeugen zwei Urkunden die bis dahin noch aufgewendeten Baukosten in der beträchtlichen Höhe von 10.813 Taler.
Verbrieft ist, dass die Gräfin die Neu-Errichtung der Tiefenauer Kirche veranlasste und durchführen ließ. 1714 wurde hierfür Bauholz angefordert. Die Weihe erfolgte im Jahr 1718.
1745
Dem Pächter Georg Benjamin Mahler, der zu dieser Zeit die Pacht innehatte, wurde der Vertrag wegen schlechter Verwaltung gekündigt.
1746
Das Gut blieb auch nach dem Tod der Gräfin verpachtet, seit 1746 auch an den jeweiligen Marjorat Successor, bis die Schulden des Gutes getilgt waren. Dies war erst 1839 der Fall.
Der flächenhafte Gutsbesitz umfasste 432 Hektar. Damit lag es von der Größe her im Mittelfeld der sächsischen Rittergüter.
Obwohl Reichsgraf von Pflugk noch während der Erbauung seiner großartig gedachten Anlage verstarb und erst seiner Witwe eine weitgehende Vollendung gelang, kann die Zeitspanne bis zu ihrem Ableben im Jahr 1733 als die bisherige Blütezeit des Herrschaftssitzes angesehen werden.
1879
Unter dem königlich-sächsischen Kammerherrn Otto Heinrich Bernhard von Pflugk (1827-1879), den sechsten Marjorat Successor auf Tiefenau, sind neue Investitionen überliefert.
Er ließ bis 1879 ein neues großes Gewächshaus im Schlossgarten nördlich des Gärtnerpavillons direkt an der Außenmauer errichten.
In Otto von Pflugk wird auch der Initiator der durch Baubefunde nachweisbaren Wiederbelebung der Wasserkünste vermutet.
1948
Der nördliche Schlossgarten geriet nach der Enteignung des Rittergutes und dem Abbruch des Schlosses ab 1948 in einen Zustand vollständiger Verwahrlosung.
1953
Bereits 1953 wurden unter der Aufsicht des Gartenmeisters vom Schlossgarten Diesbar-Seußlitz, Herrn Rohde, mit ersten gärtnerischen Instandsetzungen und dem Freilegen der verschütteten Brunnen begonnen.
1956
Ab 1956 nahm Herrmann Schüttauf im Auftrag der Gemeinde die Gartenplanung in der Hand.